Mittlerweile ist seit dem Camperbau richtig viel Zeit ins Land gegangen. Nicht nur, dass wir schon auf Reise sind, sondern es ziehen täglich Landschaften und immer mal wieder Landesgrenzen an uns vorüber. Das verlängert innerlich richtig die Zeit, als wir noch mitten im Sommer versuchten, den Bus flott zu machen.
Kurz zum Bus: Baujahr 1986 hat er mittlerweile die magische Grenze von 30 Jahren überschritten. Im originalen Farbton rapsgelb sieht er mit dem weißen Hochdach eben immer noch wie ein Postbus aus, obwohl er wahrscheinlich nicht bei der Post lief, sondern bei der Fernmeldestelle. Busse und gerade die VW T3 Busse stehen und fallen meist mit dem Rost. Unser steht ganz gut da.

Mit dem VW T3 Bulli auf Reisen – Camper Conversion

Der Motor

Da er trotz des Alters und den damals knapp 386 000km gut dastand, war es im Februar 2018 nur eine rhetorische Frage, ob der gerade kaputtgehende Motor ersetzt werden soll. Natürlich ist das schon ärgerlich, wenn man bedenkt, dass ich den Bus erst ein halbes Jahr fuhr. Aber was soll’s. So konnte man sich sicher sein, dass es erst einmal keine Probleme mit dem Motor geben wird. Für mich war das einfach auch eine gute Lehrstunde, um Dinge kennenzulernen und zu verstehen, wie dieser Bus überhaupt fahren kann. Allein hätte ich das nie geschafft, das ist klar. Ein Freund nahm mich quasi beim Motortausch an die Hand und ermöglichte erst den Camperbau. Vielen Dank! Um weiter mit knapp 70 Turbo-PS zu reisen, musste ein Austauschmotor (viele reden nur von ATM) her. Den bauten wir recht schnell ein, die alte Einspritzpumpe (ESP) funktionierte eigentlich bis zum Ausbau, wollte dann aber nicht mehr. Das verlängerte die Aktion und wurde noch mal einen Zacken teurer. Im Endeffekt ist nun ein generalüberholter Motor mit vielen Neuteilen oder guten gebrauchten im Heck und tut bis auf Weiteres seinen Dienst.

Die Karosserie – das eigentliche Herzstück

Viele Busse habe ich mir angesehen. Immer wieder wird ein Bus als wunderbar angepriesen, es seien nur ein paar Roststellen zu behandeln. Meist bleibt es dann nicht bei diesen Stellen und die T3-Junkies, Freaks, Kenner oder wie auch immer, wissen schon genau, wo sie hinschauen müssen, um einen angebotenen Bus in Schrott oder brauchbar zu unterteilen. Mittlerweile habe ich auch schon meine Erfahrungen gesammelt, was viele von euch ja wissen. Trotz dessen, dass der Postbus nicht so schlecht da steht, gibt es auch bei ihm ordentlich was zu tun. Das gingen wir in einer Großaktion am Ende des Sommers an. Rost war an manchen Nähten – so der Ausdruck für den Bereich, wo zwei Außenbleche aneinanderstoßen-, besonders an der B-Säule (gezählt wird von vorn), an den Kanten der Fahrer- und Beifahrertür, durch diverse Steinschläge und an einem hinteren Radlauf. Das größte Ding war es, den Radlauf zu restaurieren. Leichtes kratzen und klopfen brachte größere Löcher zum Vorschein. Also gut, alles austauschen. Dafür werden die Schweißpunkte aufgebohrt und in einem sinnvollen Bereich, das alte, verrostete Blech ausgetrennt. Man sollte sich vorher anschauen, was es an Reparaturblechen gibt und so viel wie möglich vom Originalen behalten. Wir haben erst einmal ein billiges Nachbauteil bekommen, das passte überhaupt nicht. Gut, leider nicht sehr gut, passte dann aber das Blech, was wir bei TK bekamen. Es ist richtig komisch, so in ein Auto zu flexen und es dann Stück für Stück wieder zusammenzubauen. Mit dem Radlauf musste auch die hintere Ecke zur Stoßstange neu gemacht werden. Den Rost möglichst ohne Rückstände zu entfernen ist nicht leicht und es gibt viele Meinungen diesbezüglich. Das möchte ich hier auch mal festhalten, zum Thema Auto und vor allem T3 gibt es richtig viele Meinungen. Manche gut, manche weniger.
Sandstrahlen mit dem richtigen Strahlgut beseitigt an zugänglichen Stellen den Rost einwandfrei. Uns gab das Korrosionsschutzdepot Glasgranulat und eine Strahlpistole an die Hand. Die 7kg reichten zwar nicht, aber davon konnte man gut beim örtlichen Metallbauer Nachschub bekommen. Erst wollten wir nur die Stellen strahlen, wo wir neue Bleche einsetzen. Dann wurde es jeder Rostfleck. Jeder Scheibenrahmen, die ganze Dachrinne, Schiebetürschiene, Prallelement vorn. So wachsen diese Busprojekte meist über das, was eigentlich zu machen war an und es stehen einige Projekte in irgendwelchen Garagen über Jahre, da es einfach immer länger dauert, meist mehr Geld kostet und der eigene Anspruch steigt.
Die Entscheidung mit dem umfangreichen Beseitigen des Rosts zieht natürlich einen Rattenschwanz nach sich: mehr grundieren, mehr lackieren, mehr konservieren. Dazu braucht es Zeit und Raum. Uns diente eine Scheune dafür, worüber wir richtig glücklich waren. Natürlich nimmt man gern einen staubfreien, beheizten Ort mit gutem Licht, aber wer hat den schon. Fest steht, das Resultat kann sich sehen lassen. Das nächste Mal kann man mit den Erfahrungen auch komplett alles neu Lackieren. Oder doch sparen und Profis ranlassen 😉 Über die Qualität werden wir in 1-3 Jahren sprechen, dann sieht man meist, ob Gevatter Rost wieder anklopft. Für uns ist es so gut und eine komplette Neulackierung wäre für eine Reise wohl eher hinderlich, wenn es mal durchs Gebüsch geht.

Camperbau – Der Innenraum unseres Reisemobils

Schön soll es sein. Und praktisch. Gemütlich auf jeden Fall. Genug Platz für Dinge braucht es definitiv. Nicht nur Stauraum für das Nötigste, auch Bücher und andere schöne Dinge sollen den Raum schmücken. Es ist ja immerhin die Wohnung, der Lebensraum. Wir wollen definitv ein Gewürzregal. Ist ja klar. Jeder Bus braucht so ein Ding, obwohl man dann im Endeffekt ja doch meist Salz, Pfeffer, Kreuzkümmel (nicht Kümmel, Kreuzkümmel!), Kurkuma und Curry braucht (ich kam nur auf die ersten beiden).
Der Plan, den wir entwickeln ist, Türverkleidungen und Seitenwände sollen standesgemäß aus Holz sein und einfach gut aussehen. Hinten, über dem Bett, braucht es ein zweites Regal, ähnlich dem vorn über den Sitzen, um Kisten unterzubringen. Für den restlichen Ausbau entscheiden wir uns, die bisherigen Schränke aufzuarbeiten und anzupassen.
Ein bisschen verwundert waren wir, als alle Verkleidungen abgebaut waren und wir Dachpappe an den Außenblechen aufgeschweißt fanden. Sicher eine zweckdienliche und kostengünstige Weise, die Blechaußenhaut zu entdröhnen. Allerdings war dies schon fragwürdig: Es stank und überall bröselte die Deckschicht der Dachpappe nach unten. Ist doch Mist, alles schön zu machen und dann stinkt es, oder? Also ab das Zeug. Das war eine nervige Arbeit. Umso besser, dass nun die Entdröhnung durch ziemlich geruchsneutrales Alubutyl direkt auf den Blechen geschehen kann. Das gibts zwar nicht für den schmalen Taler, aber die Erfahrungen anderer in den einschlägigen Foren und nun bei uns selbst zeigen, dass es sich lohnt, obgleich es im Vergleich zur Dachpappe nicht viel anders war, stinkt es nicht mehr. Das Stinken hatte auch der Vorbesitzer gemerkt und einfach überall Folie großflächig drüber geklebt.
Die Wärmedämmung wird von Innen im Dach und an den Außenblechen mit 19mm Armaflex vorgenommen. Das Zeug ist selbstklebend und ist easy zu montieren. Am besten zu zweit, wenn man gleich ganze Bahnen verlegt. Ich glaube, man kann sich den Zahn ziehen, dass so ein Auto dadurch ein Niedrigenergieheim wird, es verlangsamt einfach die Abkühlung im Winter, sofern man Wärmequellen überhaupt hat und bietet auch sommerlichen Wärmeschutz.
Als Seiten- und Türverkleidungen spendieren wir uns nordische Kiefer (5 mm Sperrholz in A/B Qualität). Eigentlich wollten wir die „schlechtere“ Rückseite sichtbar lassen, da es rustikal aussieht, diese ist aber von so guter Qualität, dass da nix rustikal aussieht. Geschliffen und weiß lasiert werden sie eingebaut. Die weiße Lasur soll nicht „weiß“ aussehen, aber dem Gelbton durch die Alterung der Holzoberfläche vorbeugen. Wir säubern alte Blechtreibschrauben und verwenden sie erneut.
Die Möbel waren für die Karosseriearbeiten komplett ausgebaut und konnten so abgebeizt, ausgebessert und neu angestrichen werden. Davor waren vom Vorbesitzer die Schränke mit farbigem Öl viel zu dick behandelt worden, sodass es immer – besonders im Sommer- klebte.. Die Farbwahl ist eine schwierige Kiste und wir probieren viel.
Warum nicht mal Kupferrohr am Herd und als Buchregal verbauen?
 
Bisher fehlte immer ein Tisch, um auch einmal draußen zu essen. Abgesehen von Klapptischen gibt es nun einen im Heck, der ausziehbar unter dem Bett hervorkommen kann. Zieht man ihn ganz aus, kann man ihn mit zwei Seilen (Reepschnur) an der Heckklappe einhängen. Wird diese Konstruktion für die Gasdruckdämpfer der Heckklappe zu schwer, kann man eine starre Stange über den Gasdruckdämpfer stecken. Belasten kann man sowas aber nur in Maßen.
Robinienholz macht die Fronten der Regale und des Gewürzregals gleich richtig einladend, zumindest für unseren Geschmack.

Die elektrische Ausstattung – knifflig beim Camperbau

Hier funkts gleich richtig, denn, ich hab einfach Schiss vor Elektrik und diesem ganzen Kabelwirrwar. Schon mal ´nen Weidezaun angefasst? Klar! Jeder. Solche Erlebnisse willste ja aber nicht im Bus. Also hab ich mich ziemlich lange schlau gemacht, oder sagen wir, es versucht. Auch hier, nicht nur bei der Karosserie, gibt es viele Meinungen.
Klar war, die normale Fahrzeugbatterie, auch Starterbatterie reicht nicht. Soll sie eigentlich ja auch nicht. Sie ist dafür da, die kurze Zeit beim Anlassen des Autos die nötige Elektrizität zu liefern und danach wieder aufgeladen zu werden. Gut, so ein bisschen Schnickschnack wie Radio und Lichter hängen meist noch dran. Doch je mehr von diesen Verbrauchern über die Starterbatterie versorgt werden, desto größer die Gefahr, eben irgendwann doch nicht mehr loszukommen. Und wenn ihr den ADAC befragen könntet, würde er euch zu meiner Kiste vor der ganzen Neuverkabelung 4 mal Starthilfe im letzten Winter bestätigen. Will man nicht.
Was will ich? Eine Zweitbatterie, die alles, was nicht für den Startvorgang benötigt wird, versorgt. Diese muss auch geladen werden. Möglichst im Stand und bei der Fahrt. Deshalb gibt es noch eine Photovoltaikanlage und ein intelligentes Trennrelais zwischen den Batterien. Ein Spannungswandler liefert uns 220V Hausstrom mit echter Sinuswelle (für Laptops etc.). Eine Standheizung heizt uns ein und eine Kühlbox bringt zumindest unsere Speisen wieder in den niedrigen Temperaturbereich. Die sparsame LED-Beleuchtung macht es richtig hell und man könnte noch in der Nacht Büroarbeiten machen, wenn man denn welche hätte und das wöllte 😉
Später gibts dazu vielleicht mal einen Podcast oder auch ein Video. Rohmaterial ist in der Pipeline. Doch alles wäre nix geworden, hatte Matze nicht mit seinem Schaltplan einen kühlen Kopf bewahrt und mit mir die Nächte durch Kabel gezogen. Danke!

Los, eingestiegen, abgefahren. aber HALT. Teil es bitte noch