fünf Tage auf dem Königsweg Kungsleden wie der Fjällräven Classic wandern

– Fünf Tage Natur, Wandern und Genießen –

Wanderung entlang Kungsleden heißt: Einzigartiges Wandern in Skandinavien an der Grenze zwischen Schweden und Norwegen in faszinierender Landschaft 

Die Wanderung entlang des Kungsleden führt uns durch schöne Landschaft im Grenzgebiet Schweden-Norwegen. Dieser Fernwanderweg ist insgesamt 450km lang, wir bestreiten das durch die Kultwanderung Fjällräven Classic bekannte, ungefähr 110km lange, Teilstück von Abisko nach Nikkaluokta. Wird diese Strecke in fünf Tagen mit Selbstversorgung im Zelt absolviert, so verlangt sie vom Wandernden Kondition. 

Bergsee-szene-kungsleden
Entlang des Kungsleden warten wunderschöne Natur, Bergseen, Flüsse und Bäche

Ausgangspunkt der Wanderung entlang Kungsleden -Abisko

Abisko. So heißt eine kleine Ortschaft entlang der malerischen E10, die allein schon den Besuch wert ist. Aus nordwestlicher Richtung reisen wir über die mautpflichtigen Straße an, staunen über die einzigartige Landschaft aus Seen, buckligen Hügeln, die sich hier und da zu Bergen erheben und die Flüsse mit ihren Wasserfällen. Inmitten dieser Landschaft finden sich vereinzelte Hütten, die dem Blick schmeicheln. Wer sich noch nicht mit Vorräten eingedeckt hat oder auf die aus norwegischer Sicht etwas niedrigeren Preise wartet, findet in Riksgränsen noch einen Supermarkt. 

In Abisko angekommen findet sich seeseitig ein Kurzzeitparkplatz mit Informationszentrum und unter den Bahngleisen hindurch, auf der gegenüberliegenden Seite der Langzeitparkplatz genau an der Bahnstation Abisko Touriststation

Feuer machen beim Camping
Abendstimmung mit Lagerfeuer und Campingkocher als Selbstversorger auf dem Kungelnden

 

Unsere Wanderroute für Ambitionierte

Tag 1 – 19km

Von Abisko führt der durchweg sehr gut ausgeschilderte Weg am Abiskojokk flussaufwärts, der sich, hier, kurz vor dem See rauschend durch Felswände hindurchzwängt. Läuft man weiter, beruhigt sich der Strom. Wir passieren einen ersten Biwakplatz und einen Meditationsplatz. Gekennzeichnet durch einen großen behauenen Stein, lädt er die Wandernden zum Verweilen und zur Einkehr ein. Diese Plätze wird es immer wieder geben, meist in der Nähe der Lagerplätze.

Der Weg führt nun teils geschottert und breit, mal auf Holzbohlen über die sumpfigen Wiesen leicht bergan. Im niedrigen Birkenwald erreicht man das Ufer des Abiskojaure mit gleichnamiger Hütte. 

Hier wollen wir eigentlich bleiben, merken aber, dass die Preise für das Bettenlager beziehungsweise den Zeltplatz ((umgerechnet 60€ bzw. 30€ pP) unser Budget übersteigen. Zwei Kilometer weiter entlang des Kungsleden finden wir den kostenlosen Biwakplatz kurz vor einer Hängebrücke, die uns morgen über den rauschenden Bach führen wird. Für heute heißt es Zelt aufbauen, Essen kochen und am Feuer die Beine auszuruhen. Zu dritt wird es eine begrenzt erholsame Nacht im Zweipersonenzelt, aber kalt war es nicht.

Wanderung auf Holzplanken entlang des Kungsleden
Oft geht es über Holzbohlen, das erleichtert enorm das Laufen und lässt uns mehr in die Natur schauen
Abendstimmung auf dem Biwakplatz
Abendstimmung auf einem Biwakplatz entlang des Kungsleden

 

Tag 2 – 22km 

Am Morgen erstrahlt die Sonne wieder, welch’ Glück. Wir packen zusammen und schreiten über die Hängebrücke, nehmen den ersten Anstieg auf der bisherigen Wanderung über 300Hm. So schon voll im Wanderglück und Tag angekommen, frühstücken wir auf einem der großen, sonnenbeschienenen Steine. Im breiten Tal, führt unser Weg nun ohne Bäume an Bächen oft auf Holzbohlen entlang. Zur Mittagszeit erreichen wir langgestreckte Seen und verweilen. Eine Fährstation lädt die müden Wanderer für das letzte Stück über die Seen ein (ca. 30€pP). Wir bevorzugen den Landweg, müssen nochmals einen Fluss queren, diesmal ohne die Möglichkeit, die Schuhe anzubehalten. Auf der trockenen Seite angekommen, trocknen wir die nackten Füße, trinken einen Kaffee und schauen zu, wie jeder kommende Wanderer aufs Neue, wie wir schon, versucht, doch noch um das Ausziehen der Schuhe herumzukommen und es schlussendlich einsehen muss. Ein letzter Anstieg führt uns zur Allesjaure Fjällstuga, wo wir den Ausblick über die Seen und Flüsse in beide Richtungen genießen. Die erklommenen Höhenmeter steigen wir wieder ab und finden am Fluss unseren Biwakplatz, nehmen ein Bad im kalten Wasser und widmen uns der Abendroutine: Zelt, Essen, Entspannen.

Am Abend kommt noch ein Mountainrunner vorbei, der sich mehr schleppt, als läuft. Wir können ihm mit einer Schmerztablette helfen, er wolle, nachdem er sich das Knie verdreht hat, an der Hütte auf den Hubschrauber warten. Uns ist es schleierhaft, wie man durch die oft mit großen Steinen verblockten Passagen rennen kann, wo wir uns im Schritttempo konzentrieren müssen, unsere Schritte gut zu setzen.

 
Bergszene am Kungsleden
Schöne Landschaft, immer und immer wieder, Biwakplatz am Wasser mit atemberaubender Lage

 

Tag 3 – 28km

Wir frühstücken am Platz und brechen als eine der ersten Gruppen auf. Dies empfiehlt sich heute: die längste Etappe mit Passquerung steht an. Es zeigt sich, dass wir immer wieder die gleichen Wanderer treffen, heute allerdings hängen wir die meisten ab, da sie nach dem ersten Anstieg ihr Lager errichten. Wir verstehen alljene gut, der erste Anstieg hat es in sich. Wir machen Mittag nachdem wir diesen überwunden haben. Unglaubliche Ausblicke auf die weiten Täler, die schimmernden Bäche am Grund, die hohen Berge können wir schon von hier erhaschen. Uns kommen die Teilnehmer des Swedish Alpine Ultra entgegen. Fünfzig Läufer zeigen hier in zwei Tagen, dass unsere in fünf Tagen begangene Strecke, auch gerannt werden kann. Hut ab. Für uns führt der Weg über verblockte, steinige Passagen, einige niedrige Bäche und letzte Schneefelder an den zweiten großen Anstieg des Tages. Hier geht es steil bergauf. Eine junge Familie aus Deutschland zeigt, dass es immer einen Weg gibt: Mit einem Einradkarren ziehen sie ihr Gepäck für zwei Erwachsene und ein Kind, sodass der vielleicht vierjährige Sohn ohne Gepäck vorangehen kann. Wir verschnaufen oben und genießen den Ausblick. Der Himmel zeigt Regenwolken und das heißt: weiter. Die erklommenen Höhenmeter geht es nun wieder abwärts und auf er Talsohle auf Holzbohlen unserem Tagesziel entgegen: die Sälka Fjällstuga. Die letzten fünf Kilometer müssen wir im strömenden Regen laufen. Als wir ankommen, sind wir geschafft und nass. Die wenigsten Dinge sind trocken. Ein Zeltplatz findet sich kurz nach der Hütte. Eine kurze Regenpause ermöglicht uns, Quartier zu beziehen, Regensachen zu trocknen und alles so im Vorzelt aufzutürmen, dass wir uns vor dem wieder heranziehenden Regen ins Zelt und die Schlafsäcke verziehen können. Brotzeit und Kartenspiel bringen Kräfte zurück. Hoffentlich morgen Sonne zum Trocknen aller Sachen.

Wanderpfad vor Bergkulisse
Eindrucksvoll schlängelt sich der Pfad durch die grünen Moose und Gräser flankiert von hohen Bergen
Regenbogen nach Sturzregen
Nach dem Starkregen kam der versöhnliche Regenbogen

Tag 4 – 24km

Toller Mittagsplatz bei Passquerung
Mittag in Panorama

Sie kommt. Die Sonne. Damit steigt die Laune und der Antrieb. Während des Frühstücks ist dann fast alles trocken und wir starten. Im weiten Tal verläuft der Weg hoch und runter. Wir laufen zügig und wir treffen fast keine unserer Begleiter der letzten Tage wieder. Ein Schwede und ein Franzose sind im gleichen Tempo unterwegs und wir kommen ins Gespräch, laufen ein paar Meter zusammen, erhaschen einen ersten Blick auf den Berg Keptnkaise und dann geht jeder wieder seinen Weg. Unser Weg schwenkt zwei Kilometer vor der Singi Fjällstuga nach links und verlässt den weiterführenden Kungsleden. Nun führt es erst leicht, dann etwas steiler bergauf. Oben können wir uns gar nicht satt sehen und rasten zum Mittag. 




Dann geht es langgezogen bergab, begleitet von Wasser, hinein in ein schmales Tal, dessen Flanken schroff und sich hoch über uns erheben. Es ist eine tolle Landschaft. Immer wieder erspähen wir die vorgelagerten Berge des Kebnekaise-Massivs. Über blanke Felsen steigen wir abwechselnd auf und ab, steigen dann über einen rauschenden Fluss mittels Hängebrücke kontinuierlich auf. Wir werden belohnt: die Kebnekaise Fjällstation. Alle anderen Hütten bisher waren mehr oder weniger gemütlich und ruhig. Diese Hütte als Ausgangspunkt der Besteigung des Kebnekaise ist derart touristisch erschlossen und lädt uns überhaupt nicht zum Verweilen ein. Mehr noch, wir flüchten, denn im zehn-Minuten-Takt kommen die Helikopter, bringen Wanderer, deren Fokus auf der Besteigung und nicht dem Hinweg oder der knappen Zeit liegt und oder deren Gepäck. Welch’ Szene. Es regt uns auf, im Abgasgeruch der Fluggeräte weiterzuwandern und wir sehen es als unverantwortlich, sich in Zeiten von Umweltverschmutzung, beim „Wandern“ den Heli zu Hilfe zu nehmen. Etwas darüber verstimmt, bessert sich unsere Stimmung, als wir den Traum-Biwakplatz für die heutige Nacht finden. Mitten im Grünen, am Schmelzwasserfluss mit Feuerstelle errichten wir unser Zelt und können uns bald waschen, stärken und am Feuer entspannen. Wunderbar.


Tiefe Täler hohe Berge das ist der Kungsleden
Tiefe Täler, hohe Berge, mitten hindurch der Kungsleden
Kungsleden Zeltplatz mit Lagerfeuer
Biwakieren mit Lagerfeuer mit Sicht auf den Kebnekaise

 

Tag 5 – 22km

Wir steigen seit der Kebnekaise Hütte  kontinuierlich abwärts und so geht es auch heute weiter. Den Weg teilt man sich heute mit wesentlich mehr Wandernden, die für kurze Trekkingtouren aus dem Tal zur Fjällstation aufsteigen. Es scheint ein beliebtes Ziel zu sein. Heute brennt die Sonne und es sind hochsommerliche Temperaturen, sodass wir froh sind, unten angekommen, am See im niedrigen Birkenwald etwas Schatten beim Laufen zu finden. Das wird nicht oft der Fall sein. Am See bietet sich wieder die Möglichkeit, mit einem Schnellboot die zu wandernde Strecke zu verkürzen. Wir wandern weiter über hölzerne Bohlen, durch Birkenwald, genießen die matten Farbtöne der Sumpflandschaft und gelangen so bald auf den breit geschotterten Weg, der von der Fährstation zum Endpunkt unserer Wanderung führt: Nikkaloukta. Seit morgens halb Zehn fliegen wieder ununterbrochen die Helikopter, einer in die eine Richtung, der andere entgegenkommend und bringen für uns wieder das Unverständnis für dieses umverantwortungsvolle Handeln ins Bewusstsein. Wir zählen über zehn Hin- und Rückflüge. Kurz vor Ende der Wanderung erkennen wir den Grund: zwei Flugunternehmen werben mit dem Gepäcktransport zur Fjällstation für 300 NOK. Scheinbar wird dieser Service gern genutzt, auch uns wäre es angenehm gewesen, unsere Rucksäcke abzugeben, aber was soll das, dafür zwei Helikopter fliegen zu lassen? Ein Gruppenfoto vor dem Kebnekaise und vor dem Kungsleden „Eingangstor“ lassen wir uns nicht vermiesen. Glücklich kommen wir in Nikkaloukta an und verschnaufen am Informationszentrum. Hier entdecken wir eine Gepäckwaage und finden den Grund für die Anstrengungen: 11, 13 und 16kg zeigen die Rucksäcke nach (!) der Wanderung. Wir überschlagen, mit allem Proviant, vollem Wasser, Benzin usw. waren es zu Beginn über 20kg im schwersten Rucksack. Wir beglückwünschen uns und schwören, das nächste Mal weniger mitzunehmen…doch einzig beim Brot hatten wir uns positiv verschätzt und brachten etwas von der Tour zurück.

Kepnekaise-Massiv
Kepnekaise-Massiv mit Schneefeldern
Unsere Wandergruppe
Wir sind glücklich, die Wanderung geschafft zu haben
Gruppenfoto am Ausgang Nikkaluokta
Gruppenfoto am Ausgang Nikkaluokta

 

Abreise – zurück zum Auto

Abgeschlossen ist unsere Tour damit noch nicht. In Nikkaloukta existieren neben dem Informationszentrum lediglich Parkplätze und eine Bushaltestelle. NikkalouktaExpressen (Preise und Zeiten) bedient diese Buslinie und verlangt für die Beförderung für einen Erwachsenen nach Kiruna zwischen 120 und 150 NOK (Einzelfahrt, Onlinepreis vorab, bei Kauf onboard +50 NOK). Leider ist die Verbindung nur ein paar Mal täglich, wodurch wir nun lange warten müssten. Wir sprechen kurzer Hand verschiedene Wandersleute und Autofahrer an, die meisten kommen erst zur Wanderung und es ist kein reger Autoverkehr zum Trampen. Glücklicherweise nimmt uns ein deutsches Ehepaar allesamt mit, wir tauschen unsere Erfahrungen mit Bussen und dem Reisen aus und schon sind wir in Kiruna. Von hier versuchen wir vergebens an der E10 nach Abisko zu trampen und so nehmen wir kurz nach 22 Uhr den Zug durch die atemberaubende Landschaft zurück zur Haltestelle Abisko Touriststation.  Für die etwa einstündige Zugfahrt werden unter 10€ verlangt und allein diese Zugstrecke ist eine Reise wert. Bezahlt wird im Zug, im Bordbistro (Preise und Zeiten). 

Im glühenden Abendrot fahren wir zurück Richtung Auto und sind beglückt über die fünf schönen Tage entlang des Kungsleden mit seiner einzigartig, uns so faszinierenden Natur.

 
Abendstimmung in toller Landschaft
Abendstimmung mit Sonnenlicht auf die Bergflanken

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Allgemeine Infos zum Kungsleden 

Seid auf schnelle Wetteränderungen gefasst. Entsprechend der Jahreszeit sollte man mit den Extremen rechnen und sich so einkleiden. Das Wetter ändert sich, wie auch in anderen alpinen Regionen sehr schnell. Die durchwanderten Geländetypen reichen von Schotterweg, über befestigte Holzbohlenpfade, schlammige Abschnitte, Bachquerungen mit und ohne Schuhe, sowie steinig, vorblockte Passagen mit Schneefeldern im Spätsommer.

Die Wasserversorgung ist in unserem Zeitraum (Juli, August) durch die klaren Bäche gewährleistet. 

Biwakieren ist außerhalb der strengen Naturschutzzone geduldet. Es sind offensichtliche Biwakplätze ersichtlich (nicht ausgeschildert, aber in Karten vermerkt), die entsprechend der Tagesetappen angelegt sind.

Nehmt Blasenpflaster mit und Rücksicht auf Natur und Mitmenschen.

Der Wanderweg ist durchweg hervorragend ausgeschildert gewesen. 

Los, eingestiegen, abgefahren. aber HALT. Teil es bitte noch

2 thoughts to “Wanderung entlang des Kungsleden

  • Kristina

    Ihr habt gefragt, wie wir den Blog finden. Beeindruckende!!!!
    Ihr seid scheinbar ganz schön fit, wenn ich mir eure Tour so durchdenke. Mir kam so der Gedanke beim leseL, dass ohr auf der gesamten Reise überhaupt nicht krank gewesen seid 😁. Coole Sache.

    Na und der Bericht macht wie immer Lust auf losmachen. Danke für alle Inspiration und das Fernweh.
    Am wWochenend feiern wir 20 Jahre Klavierbude. Da hätte ich ja gerne ne Posaune dabei. Seid lieb gegrüßt.

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    • Meint

      Hey das freut uns aber sehr! Und doch, wir waren einmal krank, das war in Ungarn. Die kleinen Kinder hatten uns angesteckt…wie immer. Ansonsten ist die Ansteckungsgefahr bei zwei Menschen in einem Bus, die oft in der Natur unterwegs sind, relativ gering 🙂 Wir werden in Gedanken mit euch feiern und auf die Posaune freue ich mich schon sehr. Bei 30 Jahre Klavierbude bin ich dann dabei!

      Seid auch ihr lieb gegrüßt!

      Lotte und Meint

      Antworten

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