WOOFing trotz Roadtrip

Unsere Ankunft in Ungarn

Wir reisen aus dem aufkeimenden Frühling in Rumänien nach einer Nacht am Mures ins schon viel grünere Ungarn. Bevor wir unsere Reifen auf ungarischem Gebiet rollen lassen dürfen, nimmt es ein Zöllner -nach eigentlich schon überstandener Grenzkontrolle- nochmals ganz genau. Er geht bis in die kleinsten Fächer, lässt sich zeigen, wo unsere Dinge verstaut sind. Er ist von der ganz gründlichen Sorte und nicht gerade mit Humor bei der Arbeit. Seinen Dienst beendet er nach ca. 30min in unserem Bus auch nicht erheiterter. Zu finden war nichts. Haben wir aber auch gesagt. Warum es diese Kontrolle überhaupt brauchte, bleibt uns ein Rätsel. Das fortschrittliche Mautsystem mit zugehöriger Vignette, die für alle Straßen mit „M“ und ausgeschriebene mautpflichtige Landstraßen gilt, kann bequem im Vorfeld oder noch bis zu einer Stunde nach erstmaliger Benutzung der Straße im Internet gekauft werden. Wir sind uns unsicher und kaufen eine.

Auf zum Bauernhof

Über Szeged geht es zum ersten Bauernhof, bei dem wir uns über WWOOF angemeldet haben. Wir kommen in die Puszta. Der größte Sandkasten, den ich bisher gesehen habe. Straßen verlaufen wie in der Walachei schnurgerade, es reihen sich immer wieder Dörfer an die Hauptstraße mit zur Straße zeigendem Giebel und der plantagenartige Wald lassen uns unsicher werden, ob diese Landschaft uns gefallen wird. Auf den ersten Blick echt öde, flach, sandig.
Auf dem Bauernhof angekommen, werden wir herzlich empfangen. Wir werden als Volontäre in einem kleinen Häuschen untergebracht, das leider nach dem Winter die Kälte noch in den Lehmwänden trägt und so frieren wir die erste Nacht mehr als im Bus. Dennoch gefällt uns das Anwesen mit den Hühnern, Gänsen, Schafen und einem Pferd und Esel.

Was sollen wir tun? – Unsere Arbeiten

Wir werden mit richtig gutem Bio-Essen verköstigt und können uns so der Aufgabe des Zaunbaus voll widmen. Aus drei Meter langen Robinienstämmen mit ca. 20cm Durchmesser sollen 600m Zaun gebaut werden. Wir schälen die Rinde vom untersten Meter, transportieren die Stämme aufs Feld und kohlen die geschälten Bereiche noch über den Feuer an. Leicht gesagt. Bei einem Stammgewicht von geschätzten 40 Kilogramm wird das zur Schweiß treibenden Aufgabe, die uns voll fordert. Es tut gut, einen festen Tagesrhythmus zu entwickeln, auch wenn unser vom Auto fahren nicht gerade gestählter Körper sich erst einmal daran gewöhnen muss, von Sonnenaufgang bis Dämmerung so zu arbeiten. Wir schaffen viel und zügig. Die benötigten einhundert Stämme sind am dritten Tag fertig.

Das persönliche Klima wandelt sich – vorzeitige Abreise

Unsere Zeit beenden wir aber vorzeitig, da wir hier immer wieder mit dem Thema der Anastasia-Bewegung konfrontiert werden. Leider dies nicht differenziert, sondern voll euphorisch, ohne die ernstzunehmenden kritischen Punkte der Bewegung und Auslegungsversuche durch rechte Gruppen zu thematisieren. Wir belesen uns und stellen sehr schnell fest, dass wir diesen aufwendigen Zaun lieber für unsere Eltern bauen würden. Unser offenes Bekenntnis unseren Gast-/ Arbeitgebern gegenüber wird für uns zu einer „wir-stehen-für-uns-ein“-Situation. Denn schön ist es nicht, jemandem, der für etwas begeistert ist, offen zu sagen, dass man gerade aus diesem Grund gehen wird. Wir stoßen damit auch nur auf begrenztes Verständnis, wissen aber dadurch umso besser, dass es Zeit war, weiterzuziehen. Uns grämt aber, dass wir nicht weiter Ungarisch lernen können und die Einladung der Kinder zum Fasching somit versäumen.


Denkt daran, freiwilliges Mitarbeiten ist etwas in beidseitigem Einverständnis, was Euch weiterbringen soll. Wenn etwas komisch ist, das Gefühl nicht stimmt und und und, sucht das Gespräch, klärt es; wendet euch ggf. an die Organisation und schreckt nicht vor einem NEIN und der Abreise zurück, wenn es gar nicht klappt. 









Los, eingestiegen, abgefahren. aber HALT. Teil es bitte noch

2 thoughts to “Der Auftakt in Ungarn

  • Meint

    csokolom 🙂 Danke für deine Kommentare, immer wieder, denn es ist schön, so Anteilnahme zu erfahren.

    So viel am Anfang: Plattensee haben wir uns gespart.
    -Das Donauknie bei Dömös war super
    -Visegrad gab es ein Naturschutzgebiet mit kleinem Bach
    -im Bükk oder Bükki Nationalpark gab es einige Bäche und der Wald ist generell im Sommer sicher schön kühlend
    -das Heilbad in Eger war eher etwas für SPA-Touris, ansehnlich sind die Felsformationen
    -Aggtelek war super mit seinem großen Höhlensystem, wenn ich mich nicht täusche, gibt es auch eine Wassertour, allerdings ist dafür der Grundwasserspiegel ausschlaggebend, bei uns zu niedrig
    Das sind die Dinge, die mir jetzt mal so auf die Schnelle einfallen. Ungarn ist auf jedenfall nicht für Seenlandschaften bekannt 😀

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  • Kristina

    Da melde ich mich doch gleich nochmal.
    Also, zum ersten: Wasser in Form von Gewässern, oder Schwimmtgelegenheit ist das was ich brauche

    Und zum wichtigeren:

    Danke für euer Einstehen! Gerade nach dem was gerade wiedermal in Sachsen gewählt wurde, ist es soo wichtig darüber zu sprechen und zu schreiben, dass es auch die anderen gibt, dass die Angst eher von innen mehr befeuert wird. Ungarn bietet noch viel mehr Potential, aber nicht weil zu viele Fremde Dinge wegnehmen . Weil das was falsch lief und läuft schon da war .Selbstgemacht!!! Wie an so vielen Stellen.

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